Medien

Die Welt schreitet voran und eine Generation bleibt stehen

Warum soll ich in einer Zeitung, die auch noch Geld kostet, das Weltgeschehen von gestern nachlesen, wenn ich im Netz kostenlos und in Echtzeit die aktuelle Lage verfolgen kann? Warum soll ich ein gedrucktes Buch mit mir herumtragen, wenn ich auf meinem Smartphone hunderte E-Books speichern und lesen kann?

Die Welt ist im Wandel, die Entwicklung geht weiter in Richtung digital.

Das ist normal. Veränderung und Innovation sind allgegenwärtig. Das alles ist kein Problem – für uns, die jungen Leute. Wir lieben das Neue, die Technik ist unser Freund, unser ständiger Begleiter. Für die älteren Generationen ist das häufig nicht so leicht. Sie sind es nicht gewohnt, ihre Zeitung digital zu lesen und das wollen sie oft auch gar nicht. Wieso denn auch? Es funktioniert ja trotzdem.

Viele Menschen aus früheren Generationen können auch deshalb nicht mit moderner Technik umgehen, weil sie es nicht gewohnt sind – ganz nach dem Motto „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht“. Menschen sind Gewohnheitstiere, je älter sie werden, desto schwerer fällt ihnen eine Veränderung. Es ist nicht leicht etwas Neues zu lernen, wichtiger: zu akzeptieren, wenn man zu lange an seinen Gewohnheiten festhält. „Das mach’ ich aber schon immer so!“  Und es hat immer geklappt, egal wie umständlich es auch ist. Egal, ob es längst neue, viel effizientere Wege gibt.

Da hilft es auch nicht, sich über die lustig zu machen, die mit der Technik umgehen können und sie zu nutzen wissen. Phrasen wie „Das ist ein Buch, kennst du das? Gab’s früher als ich noch Kind war“ oder „Die Zeitung kann man nicht heranzoomen, die ist auf Papier!“ ändern nichts an der Unwissenheit im Umgang mit der Technik. Solche Äußerungen offenbaren nur die Sorge und Angst vor Neuerungen und Verbesserungen. Die Angst, zu veralten und durch etwas Neues, Leistungsfähigeres ersetzt zu werden.

Wie ist diese Angst zu überwinden? Ganz einfach: Mit dem Strom schwimmen, statt dagegen! Auch die vorvorvorletzte Generation muss den Umgang mit Technik pflegen, freiwillig oder nicht. Jetzt muss nur noch gelernt werden, wozu das alles gut ist und wie es eingesetzt werden kann.

Wie und warum sollte ich meinen Großeltern diese Neuerungen näherbringen?

Quelle: Unsplash

Oftmals vertritt diese Generation die Meinung, dass das Internet ausschließlich schlecht und eine Gefahr für sich und/oder Andere ist. Mit Maßnahmen, die die Vorbehalte älterer Menschen gegenüber digitalen Medien abbauen, kann dem möglicherweise entgegensteuert werden.

Knapp die Hälfte aller 70-jährigen in Deutschland benutzen digitale Medien. Die junge Generation ist der beste Ansprechpartner für moderne Technik, aber warum sollte ausgerechnet ich meiner Oma erklären wie WhatsApp funktioniert?

Gerade für ältere Personen kann dieser Wandel einen enormen Zugewinn an Freiheit, intensiverem Kontakt zu Familie und zu Freunden und damit vermehrte Teilnahme an deren Leben bedeuten. Gleichzeitig kommen sie weniger selbstverständlich und nur nebenbei mit neuen digitalen Technologien in Berührung.

Natürlich können diese Personen sich auch viel selbst beibringen, nach dem Motto „Learning by doing“. Die neueren Generationen wachsen teilweise schon mit Social Media, Spielekonsolen und Co. auf und kennen keine andere Welt. Dementsprechend sind sie mit „Kannst du mir mal helfen?“ oder „Wie verschicke ich noch mal ein Bild?“ bestens vertraut. Nur viele sehen nicht den Sinn darin, ihren Eltern oder Großeltern immer wieder all diese Funktionen zu erklären. Aber wenn wir nichts mehr erklären, wie lernen sie dann am besten mit der neuen Technik umzugehen? Ein schwedisches Unternehmen war der Meinung, Smartphones sollten seniorengerecht gestaltet werden. Deshalb entwickelte der Marktführer solcher Handys, Doro AB, ein gleichnamiges Gerät, das optimal auf ältere Menschen ausgerichtet ist und sie dabei unterstützt, besser mit der modernen Technologie klar zu kommen. Schon mehrere Geräte sind auf dem Markt, die von dieser Generation gut angenommen werden.

Auch bei großen Konzernen wie Apple, Microsoft und Co. werden hauptsächlich junge Leute in der Entwicklung eingesetzt. Die Problematik besteht dahin, dass diese Generation für sich entwickelt, wie sie es am Ehesten verwenden würden. Leider entspricht dies oftmals nicht dem, was für Senioren angenehmer wäre. Wenn man dort zusätzlich ältere Menschen einsetzt und sie nach ihrer Meinung fragt, kann das Internet generationenfreundlicher werden.

Es wird immer Menschen geben, die sich strikt gegen alles Digitale wehren und sich auch in ihrer Meinung nicht umstimmen lassen, aber es gibt trotz allem Personen, die Hilfe benötigen und wer, wenn nicht wir, kann ihnen die Hilfe bieten, die sie brauchen?

Text: Marie Dölger,

Bio-Verlag

Text: Eileen Heidenreich,

Main-Echo

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