Engagiert, emanzipiert, erfolgreich – Erniedrigt, entrechtet, deportiert. Zwischen diesen Polen verlief der Lebensweg von Klara Oppenheimer. Zum 150. Geburtstag der Namensgeberin unserer Schule suchte die Klasse 10 Einzelhandel 2 nach Spuren von Klara in Würzburg und machte sich Gedanken darüber, was wir heute noch aus ihrem Schicksal lernen können.
Zwar wurde Klara Oppenheimer in Paris geboren, den größten Teil ihres Lebens verbrachte sie aber in Würzburg, ging hier zur Schule, machte Abitur, studierte und praktizierte schließlich viele Jahre als Kinderärztin. Sie war 74 Jahre alt, als sie im Sptember 1942 von den Nationalsozialisten nach Theresienstadt deportiert wurde, wo sie wenige Monate später starb. Die Schülerinnen und Schüler der 10EH2 besuchten die Orte, die in Klaras Biografie von besonderer Bedeutung waren. Dabei notierten sie die spontanen Äußerungen und Gedanken, die ihnen bei dieser Wanderung in den Sinn kamen.
Stationen in Klaras Leben:
* 06.11.1867 in Paris
1872 Frankfurt | 1875 Würzburg | 1876-1880 Besuch Volkschule | 1880-1886 Besuch Mädchenlyzeum | 1886-1889 Besuch Lehrerinnenseminar | 1903 Abitur | 1906-1910 Medizinstudium | 1911 Promotion | 1912-1918 Assistenzärztin | 1919 Eigene Praxis als Kinderärztin | 1933 Schließung der Praxis | 1933 Wiedereröffnung eines Behandlungszimmers | 1940 Schließung des Behandlungszimmers | 1941 Zwangsumsiedlung in jüdisches Altersheim | 1942 Deportation nach Theresienstadt
† 17.05.1943 Theresienstadt
“Gefahren für Demokratie und Menschenrechte rechtzeitig erkennen”
Überlegungen zur Namensgebung unserer Schule.
Klara Oppenheimer ist eine Frau, die sich in ihrem Leben für die Rechte der Frauen in der Gesellschaft und die Bildung besonders der jungen Frauen einsetzt. Ihr Beispiel zeigt, dass sich Engagement lohnt und dass man mit Hartnäckigkeit und nie müde werdendem Elan viel erreichen kann. Außerdem ist sie neben ihrer Tätigkeit als Kinderärztin auch im beruflichen Schulwesen aktiv. Sie arbeitet im Schulausschuss der Sophienschule und unterrichtet junge Frauen im Fach Kinderpflege.
Die letzten Lebensjahre Klara Oppenheimers stehen im Schatten der Judenverfolgung. Sie teilt das Schicksal vieler ihrer jüdischen Mitbürger. Sie wird entrechtet, enteignet und in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort kommt sie am 17. Mai 1943 ums Leben. Ihr Schicksal sollte Mahnung sein, wohin der Missbrauch von Macht und die Missachtung elementarer Grundrechte des Menschen führen können.
Klara Oppenheimers Leben und Wirken bietet in vielerlei Hinsicht Anknüpfungspunkte für die Lebensgestaltung von uns heutigen Menschen. Unser Gemeinwesen braucht Bürger, die sich in Staat, Gesellschaft und Arbeitswelt engagieren. Gleichzeitig sind wir aber auch gefordert, im Denken immer ein Stück weit gesunde, kritische Distanz zu dem zu halten, was um uns herum geschieht. Gerade im Umgang mit den Medien wird uns dies aktuell besonders bewusst – man denke nur an Stichworte wie „fake news“, „alternative Fakten“ oder „postfaktische Wahrheiten“.
Jährlich besuchen mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler die Klara-Oppenheimer-Schule. Berufliche Bildung ist wichtig! Doch zu den ganz wichtigen Aufgaben einer Schule gehört es auch, jungen Menschen das Rüstzeug zu vermitteln, Gefahren für Demokratie und Menschenrechte rechtzeitig zu erkennen. Die Erinnerung an Klara Oppenheimer kann dabei eine große Hilfe sein – und diese wird wach gehalten durch die Wahl des Schulnamens.
Klaras Stationen und Wirkungsstätten in Würzburg
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Klasse 10EH2, Franz Ziegler, LMR